Donaueschingen (wur). Das spüren die Firmen in der Region. Wie etwa Axel Kräuter, der in Wolterdingen die Firma Kräuter Team Bau führt. "Klar, Kredite sind günstig und das Geld auf der Bank wirft keine Zinsen ab", entschlüsselt sich Kräuter den Boom. Mit zwei Festangestellten und vier Jobbern baut er im Wesentlichen Einfamilienhäuser. Die Auftragslage reiche bis ins nächste Jahr. In der Regel müsse man zur Baustelle nicht weit fahren.
Ebenfalls in Wolterdingen sitzt das Baugeschäft von Achim Durler. Auch in diesem Vier-Mann-Betrieb läuft es. "Gerade im privaten Bereich hat es nochmals angezogen", sagt Durler. Oft seien es kurzfristig eingestellte Sanierungsaufträge. "Die Leute haben Kurzarbeit und wollen die Zeit nutzen, selbst mitzuhelfen", vermutet der Firmenchef. Schwer sei es, diese Aufträge einzubinden, denn "bei mir ist eigentlich auch schon das ganze Jahr voll", so Durler.
"Die Aufträge sind noch da", sagt Ralf Schleicher, der mit seinem Bruder Hans-Peter die Firma Schleicher Hochbau in Donaueschingen führt. Das dürfte in diesem Jahr anhalten. Als größeres Projekt trägt der Schwarzwaldhof in Blumberg den Fünf-Mann-Betrieb mit Restarbeiten noch durchs Jahr, ansonsten befinden sich die Baustellen näher am Firmensitz.
Schleicher erstellt meist Gewerbebauten: Hallen für Landwirte oder die Industrie. Die gute Auslastung sei auch der Beschäftigtenentwicklung in der Branche geschuldet. Vor Jahren seien im Baugewerbe rund doppelt so viele Menschen beschäftigt gewesen. Die übrig gebliebenen, kleineren Firmen könnten den Markt nun flexibel nutzen. Corona ist für Schleicher auch unter praktischen Gesichtspunkten kein Problem. Vorsichtsmaßnahmen lassen sich auf den Baustellen gut einhalten. Die Tätigkeit erfolgt nicht in Innenräumen und im "Rohbau sind wir ohnehin unter uns", so der Firmenchef.
Um Aufträge bemüht sich das Bauunternehmen Lignumbau mit Sitz in Behla in diesem Jahr gar nicht mehr. Das Auftragsbuch sei restlos voll, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Tobias Baumann. Erst im nächsten Jahr können zusätzliche neue Arbeiten ausgeführt werden. "Von Corona sind wir verschont geblieben", eröffnet Baumann das Gespräch, ohne direkt angesprochen zu sein. Der Betrieb, der 18 Mitarbeiter beschäftigt, baut mehr Gewerbebauten als Wohnhäuser aus Holz. Gerade Gewerbebauten aus Holz lägen im Trend. Dazu komme ein Vertrauensvorschuss der Kundschaft. Alle privaten Häuslebauer habe man vor die Wahl gestellt, ob Lignumbau während der Pandemie den Auftrag ausführen soll. Keiner habe abgesagt.
Den Bauboom bestätigen die Zahlen der Städte. So listet Beatrix Grüninger, Sprecherin der Stadt Donaueschingen 54 private Wohnbauprojekte auf, die 2019 genehmigt wurden. Im ersten Halbjahr 2020 waren es bereits 32. Gleiche Tendenz in Hüfingen. Von 58 Bauanträgen 2019, die im Regelfall genehmigt wurden, spricht Hauptamtsleiter Horst Vetter. Bis zum Stichtag 7. Juli gingen 34 Anträge ein. 48 Bauanträge 2019 und bereits 35 in diesem Jahr, sagt Alexander Misok, stellvertretender Leiter des Bräunlinger Bauamts. Auch mit Blick auf das Baugebiet Bregenberg und mit dem Umstand, dass zum Jahresende der Anspruch auf Baukindergeld abläuft, dürfte die Zahl der Anträge zum Jahresende bei 90 liegen.
Bei rückläufigen Auftragseingängen, insbesondere in der Sparte Wirtschaftsbau spüre man die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch am Bau, sagt Gregor Gierden, Pressesprecher am Standort Freiburg. Jetzt seien die Kommunen aufgefordert, die Spielräume aus den Unterstützungsmaßnahmen zu aktivieren. Verlangsamt habe sich im zweiten Quartal der Anstieg der Baupreise. Rohbauarbeiten stiegen laut statistischem Landesamt um 2,3 Prozent, im Vorjahresvergleich standen hier 4,1 Prozent. Die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sieht flächendeckend einen ungebrochenen Bauboom.
In den aktuell anstehenden Tarifverhandlungen, soll dieser Entwicklung Rechnung getragen werden. Immerhin sei der Bau die Lokomotive der deutschen Wirtschaft, lässt sich Carsten Burckhardt vom Bundesvorstand der Gewerkschaft in einer Pressemitteilung vernehmen.
Einer, der mit dem Bauboom eher hadert, ist Magnus Broghammer. Der Geschäftsführer der Bezirksbaugenossenschaft Donaueschingen macht eine einfache Rechnung auf: "Die Baupreise sind hoch, das Mietpreisgefüge ist in Donaueschingen sehr niedrig." Damit würde sich eine solche Investition erst über viele Jahre rentierlich machen. Die Bezirksbaugenossenschaft verzichtet daher auf Neubauprojekte und verlegt sich auf den Bestandserhalt. Auch hier fielen mitunter enorme Kosten an.
Wenn ein Mieter nach Jahrzehnten aus einer eher kleinen Wohnung auszieht, "reden wir da von Sanierungskosten von 80 000 bis 90 000 Euro."
"Bauen wird nicht billiger", sagt Ralf Schmitt, Vorstandsmitglied der Volksbank Schwarzwald Baar Hegau. Die Immobilienpreise in der Region geben nicht nach, das Zinsniveau bleibe unverändert. Beim Wohnen geht der Trend in die Zentren. Zu beobachten sei die Zunahme kleinerer Kreditwünsche. Günstige Konditionen für eine Baufinanzierung gebe es immer noch, sagt Katrin de Giovanni, Pressesprecherin der Sparkasse Schwarzwald-Baar. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien, insbesondere nach gebrauchten Häusern, übersteige das vorhandene Angebot. Auch de Giovanni geht von einem weiter niedrigen Zinsniveau aus.
July 08, 2020 at 11:24PM
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Donaueschingen: Bauboom trägt Firmen durch die Krise - Donaueschingen - Schwarzwälder Bote
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Kräuter
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