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Wo die wilden Kräuter wachsen - Südwest - Badische Zeitung

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Der Sonntag Bei einer Kräuterwanderung auf dem Feldberg laufend Neues rund um heimische Heilpflanzen erfahren.

Sie helfen bei Bauchweh oder beim Einschlafen, schenken Kraft und können vielleicht sogar Liebesglück stiften. Doch was darf auf den Teller, was in den Tee, und von was sollte man besser die Finger lassen? Kräuterwandern auf dem Feldberg macht schlau.

Eine kleine Kostprobe ihres Wissens gibt Martina Keller, Leiterin der Kräuterführungen vom Feldberger Haus der Natur, keine fünf Meter vom Eingang entfernt. Sie deutet auf ein Pflänzchen mit hübschen, aber klitzekleinen rosa Blüten, an dem unsereins bestimmt ahnungslos vorbeigelaufen wäre: "Die gibt es nicht so häufig. Sie ist eine alte, klassische Heilpflanze. Hat jemand eine Idee?"

Ratloses Gucken ist die Antwort. Erst nachdem der malerische Name fällt – der auf den angeblichen Wert der Pflanze in früheren Zeiten anspielt – nicken einige der Fachkundigeren unter uns bestätigend: Das Tausendgüldenkraut ist’s, das mit seinen Bitterstoffen unfassbar gut für unser Verdauungssystem sei, wie Keller erklärt. Schon lange ist die gelernte Floristin und Heilpraktikerin, die eine Praxis in Löffingen betreibt, auf der subalpinen Insel kräuterwandernd unterwegs.

Und zu jeder Jahreszeit ist die Flora und Fauna auf dem Feldberg etwas sehr Besonderes, sagt sie. Das gilt nicht nur für Arten wie den stark gefährdeten Gelben Enzian, der im Naturschutzgebiet ungestört wächst: "Hier oben haben aufgrund der Höhe und der Witterungseinflüsse die Blüten sehr intensive Farben."

So wie die Wegwarte, mit hellblauer, vielblättriger Blüte. In Kriegszeiten diente die Wurzel mit ihren Bitterstoffen als Kaffeeersatz, und heute hilft sie gegen Verdauungsbeschwerden. Nur morgens hat die Wegwarte ihre Blüten geöffnet und findet sich, wie der Namen schon sagt, oft neben Wegen.


Viele Mythen ranken sich um die Pflanze, die mal als Mädchen, mal als Prinzessin am Wegesrand mit ihren blauen Augen auf ihren Liebsten wartet. Keller erzählt von einem Markt, auf dem eine Frau mit magischen Wegwartenbündeln handelte.

Darauf angesprochen, berichtete sie von einem Bäcker, der über Jahre eine Partnerin suchte und erst, nachdem er ein solches, von ihr geschenktes Pflanzenbündels bei sich trug, die Frau seines Lebens fand. "Wir könnten den ganzen Vormittag hierbleiben, denn schon direkt auf diesem Meter hat es total viele spannende Pflanzen", sagt Keller begeistert. Stimmt. Wollen wir aber trotzdem nicht. Sondern lieber die Kräuter laufend erleben.

Wie Iris und Kai aus Saarbrücken, die mit ihrer elfjährigen Tochter Elina zum Urlaubmachen hergekommen sind. "Und für Kinder ist es spannender, als einfach nur Wandern zu gehen", sagt Mama Iris.

Die Sonne knallt, träge hängen die Wolken am Himmel und sogar der Seebuck, an dem sonst im Winter Skifahrer ihre Kurven ziehen, scheint zu schwitzen. So wie unsere aus Pärchen, Freundinnen und Familien bestehende buntgemischte, wenn auch etwas frauenlastige Gruppe, die, unterbrochen von einigen Kräuterstationen, am Waldrand wacker dem Bismarckdenkmal entgegen steigt. Auch Ausflügler sind einige unterwegs, schnaufen bis zum 1493 Meter hohen Feldberggipfel hoch. Kein Wunder. Denn es gibt (bei schönem Wetter) nicht nur tolle Alpenblicke, sondern wetterunabhängig auch pflanzliche Relikte aus der letzten Eiszeit zu sehen, die ihre zentrale Verbreitung sonst nur in den Alpen haben. Nicht zuletzt deshalb wurde der Berg bereits 1937 unter Naturschutz gestellt.

Spritzig erfrischend ist nicht nur der Wildkräuterapfelsaft, den Keller beim Halbzeitpäuschen ausschenkt, sondern sind auch ihre Geschichten. Verleiht Farn müden Wanderern wirklich Flügel? Bei Ronja scheint es jedenfalls zu wirken, die 17-Jährige erklimmt den Berg wie ein junges Reh. Wir erfahren, dass Farn früher in Bettstroh verwendet wurde, weil es Parasiten abhält und deshalb vor der Erfindung des Kühlschranks auch Lebensmittel darin eingewickelt wurden.

Passend zu den Einblicken in die Pflanzenwelt gibt’s Ausblicke zum Feldsee und später ins Wiesental hinunter, der Belchen lässt grüßen. Keller zeigt uns die Schafgarbe, den Tausendsassa, die krampflösend wirkt, den Stoffwechsel anregt und Geschwächten wieder Kraft schenkt. Das könnten vielleicht auch die armen Radler brauchen, ganz erschöpft schnaufen sie an uns vorbei. Oder wir machen uns später zu Hause selbst den nussig schmeckenden Brennnesselsamen – ein echtes Schwarzwälder Superfood wie Keller erklärt – aufs Butterbrot. Denn wandern macht hungrig,

Infos: Haus der Natur Feldberg; weitere Führungen wie Förstertouren durch den Bannwald und Rangerwanderungen unter http://www.naz-feldberg.de ergänzend gibt es eine Heilpflanzenwanderung Feldberg mit Martina Keller am 19. September vom Katholischen Bildungswerk Grafenhausen, Infos unter Tel. 07748/91046.



August 09, 2020 at 03:06AM
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