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Stiko offenbar gegen generelle Impfempfehlung für Kinder - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Schulen und Kitas in Deutschland sollten nach Ansicht der Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) zügig zum normalen Regelbetrieb zurückkehren. Aktuelle Studien zeigten, wie sehr die Corona-Pandemie gerade Schulkinder psychisch belaste, sagte Lambrecht der „Rheinischen Post“ vom Mittwoch. „Bei niedrigen Inzidenzen muss allein aus diesem Grund alles dafür getan werden, den vollen Regelbetrieb in Kitas und Schulen wieder möglich zu machen, und zwar schnell.“ Lambrecht hat nach dem Rücktritt von Franziska Giffey neben dem Justiz- auch das Familienressort übernommen. Die Ministerin äußerte sich vor einem weiteren Spitzentreffen von Bund und Ländern zum Thema Impfen am morgigen Donnerstag.

Kinder dürfen aus Lambrechts Sicht bei den jetzigen Lockerungen der staatlichen Corona-Beschränkungen nicht hintanstehen. „Wir alle sind froh über die Öffnungen und genießen die ersten Schritte in die Normalität. Mir ist wichtig, dass auch Kinder und Jugendliche hieran teilhaben können. Schwimmbadbesuche, Training im Sportverein – all dies muss bei weiter sinkenden Inzidenzzahlen schnell wieder ermöglicht werden“, betonte sie. Sie setze auch darauf, dass noch im Sommer ein Impfstoff für Kinder und Jugendliche zugelassen werde und ihnen sehr schnell ein Impfangebot gemacht werden kann.

Stiko wohl gegen generelle Impfung von Kindern

Die von der Bundesregierung angestrebte Impfung von Schülerinnen und Schülern vor Beginn des neuen Schuljahres trifft jedoch auf Widerstand der Ständigen Impfkommission (Stiko). Die Kommission tendiert einem Bericht zufolge dazu, keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche abzugeben.

Stattdessen werde es wahrscheinlich nur eine Empfehlung für Zwölf- bis  Fünfzehnjährige mit bestimmten chronischen Erkrankungen geben, berichteten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) unter Berufung auf „informierte Kreise“. Grund sei unter anderem eine unbefriedigende Datenlage, um die Folgen einer Corona-Erkrankung für diese Altersgruppe und mögliche Risiken durch eine Impfung miteinander abwägen zu können.

Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sitzen in ihrem Klassenraum.

Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sitzen in ihrem Klassenraum. : Bild: Marcel Kusch/dpa

Stiko-Mitglied: Risiko unklar

Kommissionsmitglied Rüdiger von Kries sagte am Dienstagabend im RBB, eine allgemeine Impfempfehlung der Stiko für Kinder und Jugendliche sei unwahrscheinlich. Grund dafür sei das unklare Risiko einer Corona-Impfung bei Kindern.

„Die Stiko ist ein autonomes Organ, wir arbeiten nicht auf Zuruf des Ministeriums, wir treffen unsere Entscheidungen nach Bewertungen der Risiken und des Nutzens“, sagt von Kries. Momentan sei „nichts“ über die Nebenwirkungen von Corona-Impfungen bei Kindern bekannt. „Bei unklarem Risiko kann ich zur Zeit noch nicht vorhersehen, dass es eine Impfempfehlung für eine generelle Impfung geben wird.“

Das Ziel der Herdenimmunität sei zwar weiterhin vorhanden, sagte van Kries weiter. Aber Herdenimmunität dürfe nicht das primäre Ziel für Impfungen von Kindern sein. „Kinderimpfungen macht man, damit die Kinder davon profitieren können, damit den Kindern schwere Krankheiten erspart bleiben“, betonte der Mediziner. Herdenimmunität könne viel besser erreicht werden, wenn sich um die 40 Millionen gekümmert werde, die noch nicht geimpft sind. Diese würden zudem sehr viel mehr von den Impfungen profitieren als die Kinder.

Kinderärzte gegen Impfungen in Schulen

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) warnte überdies davor, direkt in den Schulen zu impfen, wie Bundesbildungsministerin Karliczek es fordert. „Wir müssen ja trotzdem Aufklärungsgespräche mit Eltern organisieren. Zudem möchte man einen Zwischenfall wie einen Schock, auch wenn er nur sehr selten vorkommt, nicht gerade in der Schule erleben“, sagte BVKJ-Sprecher Axel Gerschlauer der Rheinischen Post.

Er betonte weiter: „Meine größte Sorge ist, dass Frau Karliczek damit auch eine Impfpflicht durch die Hintertür einführt. Der Schulbesuch darf nicht an eine Corona-Impfung geknüpft werden. Hier muss die Politik Wort halten.“ Im Übrigen sei eine Impfpflicht für Kinder auch nicht nötig. „Kinder sind keine Corona-Infektionstreiber, und das Risiko, schwer zu erkranken, ist für sie, anders als bei Masern, gering“, sagte er.

Der Virologe Alexander Kekulé hält es ebenfalls nicht für notwendig, flächendeckend alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren gegen Corona zu impfen. Im Podcast des Senders MDR aktuell sagte er, die Eltern müssten selbst entscheiden können. Wenn die Risikogruppen und die restliche Gesellschaft im Sommer immun seien, was ja das Ziel der Impfaktion sei, halte er den Druck, die Schüler zu impfen, nicht mehr für so hoch. Zudem glaube er, dass das Ziel einer vollständigen Eliminierung des aktuellen Coronavirus und seiner Varianten eine Illusion sei. Nach seiner Einschätzung sei nur ein „Kontrollzustand“ erreichbar, bei dem man eine gewisse Zahl an Infektionen einfach in Kauf nehme.

Der Virologe Alexander Kekulé hält es auch nicht für notwendig, flächendeckend alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren gegen Corona zu impfen. Im Podcast von MDR aktuell sagte er, die Eltern müssten selbst entscheiden können. Wenn die Risikogruppen und die restliche Gesellschaft im Sommer immun seien, was ja das Ziel der Impfaktion sei, halte er den Druck, die Schüler zu impfen, nicht mehr für so hoch. Zudem glaube er, dass eine vollständige Elimination des aktuellen Coronavirus und seiner Varianten eine Illusion sei. Nach seiner Einschätzung sei nur ein „Kontrollzustand“ erreichbar, bei dem man eine gewisse Zahl an Infektionen einfach in Kauf nehme.

Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) bewertete überdies den Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kritisch, Biontech-Impfdosen für Schüler zu reservieren. „Der Vorstoß ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachvollziehbar“, sagte Institutschef Dominik Stillfried dem „Handelsblatt“. „Ein Zurückhalten des Biontech-Vakzins für Jüngere würde die Impfkampagne rechnerisch um rund zwei Wochen zurückwerfen.“

Spahn hatte Diskussion angestoßen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) hatten zuletzt für eine zügige Impfung von Kindern und Jugendlichen geworben, um eine Rückkehr zum regulären Unterricht zu ermöglichen. In der „Bild am Sonntag“ gab Spahn als Ziel aus, dass die Länder minderjährigen Schülerinnen und Schülern bis Ende August ein Impfangebot machten.

Noch ist allerdings keiner der hierzulande verfügbaren Impfstoffe für Unter-Sechzehnjährige zugelassen. Eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) über eine Zulassung des Präparats von Biontech/Pfizer für Personen ab zwölf Jahren könnte bis Ende Mai fallen.

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