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Corona: Lauterbachs Erklärung für Indiens sinkende Delta-Neuinfektionen - WELT

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach erklärt den deutlichen Rückgang der Corona-Neuinfektionen in Indien, wo sich die Delta-Virusvariante ausgebreitet hat, mit dem Verhalten der Bürger. „Wir werden eine ähnliche Entwicklung wie in Indien auch in Großbritannien sehen und genauso in Russland und in Portugal“, sagte Lauterbach WELT.

„Wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen exponentiell steigt, fangen die Menschen an, sich vorsichtiger zu verhalten. Durch das vorsichtigere Verhalten stagnieren die Zahlen zunächst, dann sinken sie sogar“, so Lauterbach. „Das ist der Effekt des Präventionsparadox. Ich sage voraus, dass wir das gleiche Phänomen in anderen Staaten sehen werden, in denen sich die Delta-Variante des Coronavirus gerade stark ausbreitet.“

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach
Quelle: picture alliance / Geisler-Fotop

In Indien sinkt seit rund sechs Wochen die Zahl der Neuinfektionen – trotz der ansteckenderen Delta-Variante. Das geht aus Daten der Johns-Hopkins-Universität hervor. Anfang Mai wurden in dem Land noch mehr als 400.000 Fälle pro Tag verzeichnet.

Zuletzt lag die Zahl mit 42.640 Fällen demnach deutlich niedriger. Auch die Zahl der Menschen, die dort nach einer Infektion gestorben sind, ist rückläufig. Die Johns-Hopkins-Universität registrierte am Dienstag 1167 Tote binnen 24 Stunden.

Indiens Impfkampagne läuft schleppend

Am Montag hatte Indien mehr als 7,5 Millionen Menschen gegen Corona geimpft – mehr als je zuvor an einem Tag. Das zeigten Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums. In Indien leben insgesamt mehr als 1,3 Milliarden Menschen, es ist das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung – nach China. Am Montag gab es zusätzliche Impfzentren, die Impfungen für alle Erwachsenen anboten.

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Bislang lief die Impfkampagne allerdings deutlich langsamer als zunächst geplant. Weniger als fünf Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Ein Grund dafür ist Impfstoffknappheit – unter anderem, da die Regierung zunächst nicht versucht hat, genügend Impfstoff für die große Bevölkerung zu kaufen. Ein anderer Grund ist eine besonders in gewissen ländlichen Regionen verbreitete Impfskepsis.

Blick in ein Impfzentrum in Mumbai
Blick in ein Impfzentrum in Mumbai
Quelle: dpa/Rafiq Maqbool
Impfregistrierung in Hyderabad
Impfregistrierung in Hyderabad
Quelle: dpa/Mahesh Kumar A

Die Bundesärztekammer rät von Reisen in Urlaubsgebiete ab, wo die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus grassiert. „Auf Reisen in Regionen, die von der Delta-Variante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden“, sagte Präsident Klaus Reinhardt der Funke-Mediengruppe. Für viele Menschen sei der Urlaub nach den Belastungen der vergangenen Monate zwar wichtig für das seelische Gleichgewicht. „Notwendig ist aber die Einhaltung der Hygieneregeln auch im Urlaubsort.“

Die zunächst in Indien nachgewiesene Delta-Variante verbreitet sich inzwischen in vielen Ländern schnell. Als gesichert gilt, dass sie deutlich ansteckender ist als alle anderen bekannten Varianten.

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Das Robert-Koch-Institut weist mit Stand 18. Juni 14 Länder als sogenannte Virusvariantengebiete aus: Botsuana, Brasilien, Eswatini, Indien, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Nepal, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Uruguay, Großbritannien. Allerdings ist nicht in allen diesen Ländern die Delta-Variante vorherrschend, sondern teilweise sind es dort auch andere. Daneben gibt es auch weitere Regionen, in denen die Delta-Variante Probleme bereitet, zum Beispiel in Lissabon oder Moskau.

Reinhardt schloss sich den Prognosen der meisten Experten an, dass die Delta-Variante sich mittelfristig auch hierzulande gegen die Alpha-Mutante durchsetzen wird. Man könne auch davon ausgehen, dass die Infektionszahlen zum Ende des Sommers saisonbedingt wieder ansteigen werden. Ob es zu einer vierten Pandemiewelle in Deutschland komme, hänge wesentlich vom Fortschritt der Impfkampagne ab.

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Es sei zudem zu erwarten, dass es auch bei einem Wiederanstieg der Infektionszahlen weniger schwere Krankheitsverläufe geben werde, weil insbesondere vulnerable Gruppen wie alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen durch Impfungen besser geschützt seien. Er riet dazu, dass alle Erwachsenen deswegen die Impfangebote wahrnehmen und auch fristgerecht die notwendigen Zweitimpfungen vornehmen lassen sollten.

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