Ein Video zeigt, wie CDU-Chef Laschet scherzt, während der Bundespräsident sich an die Flutopfer wendet. Der verhält sich hinterher aber nicht viel anders.
Ein lachender Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) beim Besuch im vom Unwetter heimgesuchten Erftstadt in Nordrhein-Westfalen sorgt für empörte Reaktionen im Netz. "Ich bin wirklich sprachlos", schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Samstagnachmittag auf Twitter und verlinkte auf ein in den Online-Netzwerken kursierendes Video.
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Darin lacht Laschet im Hintergrund zusammen mit Umstehenden, macht offenbar Späße, während ein sichtlich betroffener Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Betroffenen in der Katastrophenregion Solidarität und Hilfe verspricht.
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SPD-Vizechef Kevin Kühnert schrieb auf Twitter dazu: "eine Frage des Charakters". Der Pianist Igor Levit kritisierte „würdeloses Verhalten“. Der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, sprach von „Pietätlosigkeit“ gegenüber den Opfern.
Auf Twitter entschuldigte sich der NRW-Ministerpräsident umgehend für die Situation: "Uns liegt das Schicksal der Betroffenen am Herzen, von dem wir in vielen Gesprächen gehört haben. Umso mehr bedauere ich den Eindruck, der durch eine Gesprächssituation entstanden ist. Dies war unpassend und es tut mir leid."
Gegenüber "Bild am Sonntag" sagte Lars Klingbeil am Abend: "Wie Armin Laschet im Hintergrund rumalbert, während der Bundespräsident zu den Opfern spricht, ist ohne Anstand und empörend. In Krisenzeiten zeigt sich der Charakter, heißt es. Wer ohne Gespür in solch schwierigen Situationen herumfeixt, der disqualifiziert sich selbst."
Schaut man sich jedoch nicht bloß einen Ausschnitt der Pressekonferenz, sondern das volle Video dazu an, wird deutlich, dass Bundespräsident Steinmeier sich nicht viel anders verhält. Als anschließend Laschet ans Mikrofon tritt, ist im Hintergrund für ein paar Sekunden auch ein lachender Steinmeier zu sehen. Die Szene ist in diesem Video bei Minute 09:07 zu sehen:
Eva Högl, die weder Regierungschefin eines Landes war noch Kanzlerkandidatin, musste sich für eine ähnliche Situation auch schon mal entschuldigen - nach dem Terroranschlag von Barcelona in 2017, als sie Spitzenkandidatin der Berliner SPD für den Bundestag war, lachte sie im Hintergrund, während Martin Schulz vorn kondolierte.
Sie berief sich damals darauf, ihr sei nicht bewusst gewesen, dass Schulz über den Anschlag sprach. Tatsächlich hatte der Anlass nichts damit zu tun: eine Denkmalenthüllung in Kreuzberg. Das war bei Laschet anders, mitten in Erftstadt, einem der katastrophal getroffenen Orte.
Steinmeier und Laschet hatten sich zuvor gemeinsam ein Bild von der Lage im schwer getroffenen Ort Erftstadt gemacht. Beide dankten dort den Einsatzkräften. Laschet versprach, das Land Nordrhein-Westfalen werde "alles dafür tun", um Direkthilfe für die Betroffenen zu organisieren.
In Erftstadt hatte die über die Ufer getretene Erft zahlreiche Häuser unterspült und zum Einsturz gebracht; bei Erdrutschen stürzten mehrere Häuser und Teile einer historischen Burg ein. Besonders stark betroffen ist der Stadtteil Blessem. (Tsp/AFP/dpa)
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