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Sturmtief schüttelt Norden durch - Probleme im Zugverkehr - NDR.de

Stand: 21.10.2021 18:22 Uhr

Es pfeift und rüttelt in Norddeutschland: Der erste Herbststurm ist da. Das Sturmtief "Ignatz" wirbelt seit vergangener Nacht an der Nordseeküste und im Binnenland.

Auf der Nordseeinsel Spiekeroog und in Hameln (Landkreis Hameln-Pyrmont) registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) die bislang höchsten Windgeschwindigkeiten von etwa 90 Stundenkilometern. Auf dem höchsten Berg Norddeutschlands, dem Brocken in Sachsen-Anhalt, erreichte der Sturm sogar Orkanstärke. Dort wurden am Donnerstagmorgen Böen mit bis zu 160 Stundenkilometern gemessen. Bei Elend (Sachsen-Anhalt) begrub am Donnerstagmorgen ein umstürzender Baum das Auto eines 59-Jährigen unter sich. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Autofahrer schwer verletzt. Friedhart Knolle vom Nationalpark Harz warnte bereits am Donnerstagvormittag davor, bei Sturm in den Wald zu gehen. Dies sei absolut unverantwortlich, so Knolle. Auch wenn der Sturm abgeflaut ist, könnten Bäume noch jederzeit umfallen.

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Dunkle Wolken ziehen über der Wetterstation auf dem Brocken vorbei. © dpa-Bildunk Foto: Ole Spata

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Auch den Harz pustet der Sturm "Ignatz" ordentlich durch. Im Nationalpark herrscht Lebensgefahr durch umstürzende Bäume. (21.10.21) 1 Min

22-Jährige bei Unfall schwer verletzt

Eine 22 Jahre alte Autofahrerin ist am Donnerstag mit ihrem Wagen bei stürmischem Wetter auf der Autobahn 31 nahe Wietmarschen (Landkreis Grafschaft Bentheim) verunglückt. Eine Polizeisprecherin sagte, die Frau habe angegeben, ihr Wagen sei am Morgen von einer Windböe erfasst worden. Daraufhin habe sie die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und sei nach rechts von der Fahrbahn abgekommen. Der Wagen überschlug sich und blieb auf der Fahrerseite liegen. Feuerwehrkräfte mussten die Frau aus dem Wrack befreien. Sie kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus.

56 Einsätze in und um Göttingen

In Wolfsburg stürzte ein Baum auf zwei geparkte Autos, wie die Polizei mitteilte. Eine 20 Jahre alte Autofahrerin hatte den Beamten zufolge dabei großes Glück. Der Baum verfehlte die Frau demnach nur um wenige Zentimeter, als sie gerade aus ihrem Auto stieg. Ein Ast traf die Frau am Kopf - sie kam in eine Klinik. Auch in und um Göttingen, Hannover und Oldenburg waren Feuerwehren wegen des Sturmtiefs im Einsatz. Bei fast allen Einsätzen gehe es darum, Bäume von den Straßen zu räumen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Göttingen. Dort wurden in Stadt und Landkreis bis zum Mittag 56 Sturm-Einsätze registriert. Die Regionalleitstelle Hannover meldete bis zum Vormittag in der gesamten Region Hannover 25 sturmbedingte Einsätze.

NRW stellt Fernverkehr drei Stunden lang komplett ein

Im Laufe des Tages kam es zu größeren Behinderungen im Bahnverkehr, da Bäume auf Oberleitungen gefallen waren. In Nordrhein-Westfalen stellte die Deutsche Bahn am Donnerstagvormittag den Fernverkehr im gesamten Bundesland mehr als drei Stunden lang komplett ein. Erst ab dem Mittag rollten auf den wichtigen Strecken von Berlin oder Hamburg wieder erste Schnellzüge, die Bahn warnte vor Folgeverspätungen auf der Strecke von Bonn nach Berlin. Andere Verbindungen etwa zwischen Köln und Frankfurt und Köln und Wuppertal blieben zunächst unterbrochen.

Störungen auch im Norden

Betroffen waren zwischenzeitlich außerdem der Regionalexpress von Hannover nach Norddeich und von Hannover nach Bremerhaven. Auch auf den S-Bahnlinien rund um Hannover gab es Probleme, teilte die Bahn mit. Auf den Strecken der Privatbahn Erixx im Heidekreuz sowie im Harz kam es immer wieder zu Störungen durch Bäume und Äste im Gleis. Dauerhafte oder langfristige Sperrungen gibt es im Norden bislang aber nicht, teilte ein Sprecher mit.

Hochwasser in Hamburg erwartet

In Mecklenburg-Vorpommern hat das Sturmtief vor allem im Westen des Landes gewirbelt. Hier stürzten Bäume auf fahrende Autos, die Fahrer blieben unverletzt. Dazu gibt es immer wieder Schauer und vereinzelt auch Gewitter. Für den Donnerstagnachmittag und -abend warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie vor einer Sturmflut an der Nordsee sowie im Weser- und Elbegebiet. Der Wasserstand werde im Hamburger Stadtteil St. Pauli 1,25 Meter bis 1,75 Meter über dem Mittleren Hochwasser liegen. An der Nordseeküste sei die Lage entspannter, allenfalls in Nordfriesland könnte das Hochwasser am Nachmittag als Sturmflut auftreten, hieß es. Für einen Streifen entlang des Nord-Ostsee-Kanals prophezeite der DWD Schauer und Gewitter mit kräftigen Regenfällen.

"Erster ausgewachsener Herbststurm des Jahres"

Für die schleswig-holsteinische Nordseeküste rechnet der DWD mit vereinzelten orkanartigen Böen. Auch dort kam es bereits zu zahlreichen Einsätzen von Polizei und Feuerwehr. Es sei der erste ausgewachsene Herbststurm des Jahres in Deutschland, sagte die Meteorologin Julia Schmidt. Der Wind aus Richtung Nordwest werde das Wasser in die Elbe drücken, sagte eine Mitarbeiterin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. Die Meyer Werft in Papenburg hat angesichts der Witterungsverhältnisse die für von Donnerstag auf Freitag geplante Emsüberführung der "AIDAcosma" um 24 Stunden verschoben. Das Schiff wird jetzt voraussichtlich in der Nacht von Freitag auf Sonnabend die Ems passieren.

Zum Wochenende soll sich das Wetter beruhigen und die Sonne hervorkommen. Der Vorhersage zufolge könnte es in der Nacht zum Sonntag aber ersten Bodenfrost geben.

Weitere Informationen

Auf dem Brocken im Harz kämpfen Passanten mit Sturmböen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 21.10.2021 | 11:00 Uhr

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