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Zahlen alarmieren Regierung:Deutschlands Metropolen im Corona-Fokus - n-tv NACHRICHTEN

Mit dem Anstieg der Corona-Zahlen geraten Deutschlands Großstädte mehr und mehr in den Blickpunkt. In Berlin und Frankfurt am Main übersteigen die Neuinfektionen mittlerweile die kritische Marke. Politiker und Experten fordern rasches Handeln, bevor die Lage völlig eskaliert.

Sprunghaft steigende Infektionszahlen in Deutschland alarmieren die Bundesregierung und Wissenschaftler. Dabei rückt zunehmend die Entwicklung in den Großstädten in den Fokus. Gesundheitsminister Jens Spahn rief zu Wachsamkeit und raschem Gegensteuern vor Ort auf, um die Lage im Griff zu behalten. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, warnte: "Es ist möglich, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet."

Bundeskanzlerin Angela Merkel will trotzdem einen zweiten Lockdown vermeiden. "Ich möchte nicht, dass sich eine Situation wie im Frühjahr wiederholt", sagte sie bei einer Vollversammlung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Der Lockdown sei für die Bevölkerung ein folgenschwerer Einschnitt gewesen.

Laut einer Zählung von ntv.de meldeten die Gesundheitsämter am Abend 4198 neue Corona-Infektionen in den vergangenen 24 Stunden. Das sind gut 750 mehr als am Mittwoch, als mit 3439 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit Mitte April gemeldet worden war. Auch rings um Deutschland steigen die Infektionszahlen wieder stark an.

In Berlin stärkster Anstieg seit Beginn der Pandemie

Als ein Schlüssel in Deutschland wird die Entwicklung in den Großstädten angesehen. In der Hauptstadt Berlin und in Frankfurt am Main hat die sogenannte 7-Tage-Inzidenz den kritischen 50er-Wert bereits überschritten. In Berlin sprang der Wert am späten Nachmittag auf 52,8. Zuvor war er nur in einigen Stadtbezirken über der Grenze von 50 gelegen. Laut Lagebericht kamen in der Bundeshauptstadt 498 neue Corona-Fälle hinzu. Das ist der stärkste Anstieg seit Beginn der Pandemie.

Berlins Regierender Bürgermeister wollte nach Bekanntwerden der Zahlen neue Beschränkungen nicht ausschließen. "Einen Lockdown, wie wir ihn schon hatten, wollen wir unbedingt vermeiden", sagte der SPD-Politiker. Er appellierte an die Berliner, vorerst keine wilden Partys mehr zu feiern, sich an Abstandsregeln zu halten und soziale Kontakte so weit wie möglich einzuschränken.

In Frankfurt am Main schnellte der Wert am Abend auf 59,1 hoch. Damit sei die Eskalationsstufe rot des Landes Hessen eingetreten, teilte die Stadt mit. Deshalb sei eine Verringerung der Kontaktdichte erforderlich. In der Bankenmetropole ist von Freitag an eine Sperrstunde zwischen 23.00 und 6.00 Uhr geplant. Am Vormittag hatte die Zahl der Erkrankten pro 100.000 Einwohner an sieben aufeinanderfolgenden Tagen für Frankfurt noch 47 betragen. "Mich besorgt sehr, dass wir nach längerer Zeit wieder ein Infektionsgeschehen in einem Alten-und Pflegeheim mit acht infizierten Bewohnerinnen und Bewohnern haben", sagte Gesundheitsdezernent Stefan Majer.

Merkel will sich mit Stadtvertretern beraten

In der Konsequenz will Merkel mit den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der elf größten deutschen Städte an diesem Freitag in einer Videokonferenz die Lage beraten. Kanzleramtschef Helge Braun sagte im "Frühstart" von RTL/ntv, man sehe in einigen Großstädten nicht nur, dass der wichtige 50er-Grenzwert überschritten werde, sondern auch, dass die Zahlen sehr schnell anstiegen. "Das heißt, dass die Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern möglicherweise an einigen Stellen nicht mehr funktioniert, und das ist der klassische Beginn einer zweiten Welle." Über diese Regionen müsse man die Kontrolle zurückgewinnen. Dabei müsse auch wieder über Kontaktbeschränkungen nachgedacht werden. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hatte jüngst im ZDF gesagt: "Die Pandemie wird in den Metropolen entschieden."

Gesundheitsminister Spahn betonte, es gelte zu verhindern, dass es mit schnelleren Zuwächsen zu einem Moment komme, "wo wir die Kontrolle verlieren". Es komme nun auf die Balance aus Zuversicht und Achtsamkeit an. Dies betreffe auch alle Bürger - beim Einhalten von Schutzregeln wie Abstand und Masken sowie Vorsicht bei Feiern. Diese Pandemie sei auch "ein Charaktertest für uns als Gesellschaft", der nur gemeinsam zu bestehen sei.

RKI-Präsident Wieler sagte, man könne nicht wissen, wie sich die Lage in den nächsten Wochen entwickeln werde. "Es ist möglich, dass wir mehr als 10.000 neue Fälle pro Tag sehen." Ziel sei es, so wenige Infektionen wie möglich zuzulassen. Dann werde das Gesundheitssystem nicht überlastet, und nur dann verhindere man viele schwere Verläufe.

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