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„Rat der Arbeitswelt“: Namhafte Managerinnen führen Bundesarbeitsminister Heil vor - WELT

Spitzenpolitiker und Topmanager predigen unablässig, dass sich durch die Digitalisierung, wachsende Klimaschutzanforderungen und dem veränderten Umgang miteinander in der Gesellschaft unser Leben völlig wandeln wird. Auch die Art und Weise, wie wir arbeiten. Produkte, Arbeitsprozesse, ganze Berufsgruppen werden verschwinden und bestenfalls ersetzt.

Also hatte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vor etwas mehr als einem Jahr gedacht, dass man diese Transformation durch ein hochrangiges Expertengremium begleiten lassen sollte, das die Politik beim Umgang mit den anstehenden Umwälzungen berät. Aber jetzt muss Heil erst mal die Umwälzung in seinem „Rat der Arbeitswelt“ bewältigen.

Denn dort ist ein offener Konflikt ausgebrochen, der bis zum Auseinanderbrechen des hochkarätig besetzten Gremiums führen könnte. Die massive Kritik dreier weiblicher Mitglieder an der Besetzung des Rats und seiner Arbeitsweise, die den Minister offen düpiert, hat sich zu einem internen Zwist ausgewachsen. Was den Arbeitsminister mächtig ärgern dürfte.

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Denn dieser Rat hätte zu einem Gremium ähnlich dem der Wirtschaftsweisen wachsen können, nur eben mit dem Fokus auf der Arbeitswelt. Prominent besetzt, ist die Runde allemal: mit Unternehmern und Managern, Wissenschaftlern und Gewerkschaftern, darunter Ex-Ver.di-Chef Frank Bsirske.

Eigentlich soll der Rat in Kürze einen ersten Arbeitsbericht vorlegen. Doch nun wird die Arbeit daran von einem Brandbrief dreier Mitgliederinnen an Minister Heil, der WELT vorliegt, überschattet. Janina Kugel, Ex-Personalvorständin bei Siemens, und die ehemalige Lufthansa-Arbeitsdirektorin Bettina Volkens schreiben darin: „Leider hat sich der Rat in eine aus unserer Sicht falsche Richtung entwickelt.“ Man habe langfristig, grundsätzlich arbeiten wollen, tatsächlich ginge es nun „zunehmend um kurzfristige politische Forderungen und sehr konkrete Vorschläge für gesetzliche Regelungen“.

„Diese Entwicklung polarisiert die interne Arbeit des Rates zunehmend und führt aus unserer Sicht dazu, dass das Gremium zu scheitern droht“, so die Managerinnen in dem Schreiben, das auch von der Wirtschaftswissenschaftlerin Uschi Backes-Gellner unterzeichnet ist. Sie monieren außerdem, dass die Besetzung des Rates „aus unserer Perspektive gesellschaftspolitisch nicht ausreichend ausgewogen erfolgt“. Die Kritik zielt unmittelbar auf den Minister.

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Offenbar herrscht in dem Gremium schon länger Unmut. Denn sich kritisch an den Minister zu wenden, wurde diskutiert. Allerdings hatte von den zwölf Räten dann nur besagte drei Mitgliederinnen an Heil geschrieben und das ohne Absprache. Was wiederum den Rest des Rates erbost.

Von mindestens fünf Mitgliedern liegen Schreiben vor, in denen sie ihre Verärgerung über das Vorgehen der drei Kolleginnen äußern. Der Tenor der Wortmeldungen entspricht dem Appell des Unternehmers und ehemaligen Handwerkskammer-Chefs von Berlin, Stephan Schwarz: Man möge sich doch bitte zusammenraufen, keine Spielchen spielen und die begonnene Arbeit, den Bericht, zu Ende bringen.

Ex-Ver.di-Chef Bsirske fast die Haltung mehrerer Mitglieder in einer Mail an alle Ratsmitglieder wie folgt zusammen: „Wir haben es hier mit einer Initiative zu tun, die auf Ausstieg zielt. Womit die eine oder andere unter Umständen schon länger gespielt haben mag, wenn man an Äußerungen einer der Unterzeichnerinnen denkt, dass sie weder die Zeit noch die Ressourcen habe, sich in alle möglichen Details einzuarbeiten.“

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Andere Ratsmitglieder berichten, dass die drei Unterzeichnerinnen wohl den Aufwand, für den Rat zu arbeiten, unterschätzt hätten – denn der sei in der Tat groß. Und nicht alle Mitglieder hätten immer den nötigen Einsatz gezeigt und seien angemessen vorbereitet gewesen.

Arbeitsminister Heil ist nun in einer unangenehmen Lage. Er hat nach Worten Frank Bsirskes nun zwei Möglichkeiten: „Entweder vor den Absenderinnen beidrehen“. Oder ihnen „den Anlass und die Legitimation für einen scheinbar aus unüberbrückbaren inhaltlichen Differenzen resultierenden Ausstieg aus dem Rat“ liefern. Beides keine Optionen, die Heil gut aussehen lassen. Und deshalb will sein Ministerium die Vorgänge auf Anfrage auch nicht kommentieren.

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