Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, hat sich dafür entschuldigt, dass sie in einem Interview das Wort „Neger“ benutzt hat. Das sei falsch gewesen, schrieb und erläuterte die Grünen-Politikerin in insgesamt neun Mitteilungen bei Twitter. Demnach hatte Baerbock in einem Gespräch beim Zentralrat der Juden über Antisemitismus und Rassismus das von ihr so genannte „N-Wort“ erwähnt.
Baerbock schrieb dazu: „Ich habe dabei von einem Vorfall an einer Schule in meinem Umfeld erzählt. Der Sohn einer Bekannten sollte eine Bildergeschichte schreiben zu einem Arbeitsblatt, auf dem das N-Wort stand. Seine gute Reaktion darauf: Er weigerte sich, eine Aufgabe zu erfüllen, die mit dem N-Wort eingeleitet wurde. Daraufhin wurde ihm vorgeworfen, er störe den Schulunterricht. Er war also plötzlich der Schuldige und nicht diejenigen, die solches Lehrmaterial erstellt hatten. Dieser Vorfall wühlt mich noch heute auf.“
Baerbock fuhr fort: „Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das N-Wort zitiert und damit selbst reproduziert.“ Das bedaure sie, denn „ich weiß ja um den rassistischen Ursprung dieses Wortes und die Verletzungen, die schwarze Menschen unter anderem durch ihn erfahren“. Sie habe mit dem Zentralrat der Juden „abgewogen“, ob das eindringliche Beispiel geeignet sei, auf die Missstände auch im Bildungsbereich hinzuweisen, „oder ob die Aussprache des N-Wortes genau dieses Anliegen konterkariert“. In der Aufzeichnung des Gesprächs ist nun ein Piepton statt des Wortes zu hören.
Vergleiche mit Palmer zurückgewiesen
Baerbock wies Vergleiche zu ihrem Parteikollegen, dem Freiburger Oberbürgermeister Boris Palmer zurück. Palmer droht bei den Grünen ein Parteiausschluss, weil er in einem angeblich ironischen Kommentar zu einem rassistischen Angriff auf einen Fußballspieler ebenfalls das Wort „Neger“ benutzt hatte. Palmer selbst lobte am Montag gegenüber der Bild-Zeitung Baerbocks Entschuldigung und sagte nach Angaben des Blatts: „Ich finde, dass sie dieses Mal alles richtig gemacht hat in der Kommunikation zu dem Thema.“
Bei den Grünen häuften sich damit Diskussionen um den Gebrauch bestimmter Worte. So hatte sich die Grünen-Spitzenkandidatin in Berlin Bettina Jarasch kürzlich dafür entschuldigen müssen, dass sie bei einer Fragerunde auf einem Grünen-Parteitag zu ihrer Nominierung als Regierende Bürgermeister-Kandidatin als Berufswunsch aus der Kindheit angegeben hatte: „Indianerhäuptling“. Später sprach sie von „unreflektierten Kindheitserinnerungen“ und teilte mit: „Auch ich muss dazulernen.“
Die Berliner Grünen löschten die Textstelle später aus der Video-Aufzeichnung und schrieben stattdessen, es sei an jener Stelle ein Begriff („Indianerhäuptling“) verwendet worden, der „herabwürdigend gegenüber Angehörigen indigener Bevölkerungsgruppen ist. Wir haben diesen Teil daher entfernt. Auch wir lernen ständig dazu, und wollen weiter daran arbeiten, unser eigenes Denken und Handeln und Sprechen auf diskriminierende Denkmuster zu hinterfragen.“
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