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VonTim Vincent Dicke
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Noch bis zum 7. September dauert der Bahn-Streik der GDL an. Man könne nur hoffen, dass alle Kund:innen danach wieder zurückkommen, sagt das Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene.
- Die Fronten in den Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn (DB)* und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sind verhärtet.
- GDL-Chef Claus Weselsky* will den Bahn-Streik erst am 7. September beenden.
- Kritik an der Vorgehensweise gibt es vom DGB und der Poltik.
Berlin – Da es keine Einigung im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GDL gibt, dauert der Bahn-Streik in Deutschland weiter an – voraussichtlich bis zum Dienstag (07.09.2021). GDL-Chef Claus Weselsky wird von zahlreichen Seiten kritisiert, auch Teile des Gewerkschaftslagers fällen ein negatives Urteil.
DGB-Chef Reiner Hoffmann sprach sich gegen das Verhalten der GDL aus und forderte die Lokführergewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Was wir kritisch sehen, ist, dass hier eine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre partikularen Interessen gegen das Gesamtinteresse aller anderen Bahn-Beschäftigten durchsetzt“, sagte Hoffmann der Rheinischen Post. Die GDL gehört zum Deutschen Beamtenbund (dbb) und nicht zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), die die größte Dachorganisation der Gewerkschaften in Deutschland ist.
Streik bei der Deutschen Bahn (DB): DGB kritisiert GDL mit deutlichen Worten
Obwohl die Differenzen zwischen der Gewerkschaft und der Bahn nicht sehr groß seien, weigere sich Claus Weselsky, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Im Kern geht es GDL-Chef Weselsky also darum, seine Gewerkschaft (...) zu erhalten und ihren Einflussbereich zu vergrößern, um auf diese Weise mehr Mitglieder zu gewinnen“, sagte Hoffmann. Bisher sei die GDL nur in 16 der über 300 Bahn-Betriebe in der Lage, Tarifverträge auszuhandeln, für alle anderen sei die größere DGB-Verkehrsgewerkschaft EVG zuständig. „Bei Herrn Weselsky und der GDL geht es ums pure Überleben“, so Hoffmann.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Oliver Wolff, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wir erleben, dass die Fahrgäste keinerlei Verständnis mehr für die Dauer der Streiks und die Beharrlichkeit der GDL haben, nicht an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Insofern fordert der VDV im Namen der Branche die GDL dazu auf, Verhandlungen wieder aufzunehmen und im Interesse der Bahnkunden schnellstmöglich die Verkehre wieder herzustellen.“
Der Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte: „Sowohl im Interesse der Millionen Bahnkunden* als auch des Klimaschutzes* kann ich nur hoffen, dass dieser Arbeitskampf bald beendet ist.“ Man könne nur hoffen, dass alle Bahnkund:innen nach dem Streik wieder zurückkommen. „Gerade war der Schienenverkehr dabei, nach den schweren Einbrüchen durch die Corona-Krise* wieder Fahrt aufzunehmen. Da kommt mit dem langen Streik der nächste Schlag. Im Güterverkehr boomt der Lkw – der Marktanteil der Schiene ist nach ersten Schätzungen zuletzt sogar gesunken. Und im Personenverkehr haben wir in der Pandemie erlebt, dass viele Menschen aufs Auto umgestiegen sind.“ Jetzt wäre eigentlich der Moment, die Aufholjagd nach der schweren Corona-Phase einzuläuten.
Heftigkeit des Bahn-Streiks der GDL „für die meisten Außenstehenden nicht nachvollziehbar“
Auch die Politik kritisierte den andauernden Bahn-Streik. „Fehlende Planbarkeit macht die Schiene unattraktiver und schadet damit erheblich der gewünschten Verlagerung hin zum Bahnfahren“, sagte der FDP*-Verkehrspolitiker Oliver Luksic der dpa. Tarifautonomie und Streikrecht seien ein hohes Gut. „Ich wünsche mir allerdings von Seiten aller Beteiligten eine lösungsorientierte, sachliche Herangehensweise. Wenn die Konfliktparteien sich dennoch nicht einigen können, muss die erneute Anrufung eines Schlichters auf den Tisch“, so Luksic.
Der Grünen*-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte: „Die Heftigkeit des Streiks ist für die meisten Außenstehenden nicht nachvollziehbar. Das wird auf dem Rücken der Kunden ausgetragen. Ich hoffe nicht, dass durch den Streik Kunden vergrault werden und diese in Zukunft vermehrt auf Bus und Auto ausweichen.“
Der Wirtschaftsflügel von CDU/CSU* forderte strengere Vorgaben für Arbeitskampf-Aktionen im Zug- und Luftverkehr. Dazu sollte eine Ankündigungspflicht von mindestens vier Tagen gehören, hieß es in einem Vorstandsbeschluss der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), der der dpa vorliegt. Auch Regelungen zum Aufrechterhalten einer Grundversorgung und eine verpflichtende Schlichtung vor dem Scheitern von Tarifverhandlungen seien essenziell wichtig.
Bahn-Streik der GDL: 60 Prozent der DB-Züge im Nahverkehr fallen aus
Die GDL will den Streik bei der Deutschen Bahn nach dem Sieg vor Gericht bis zum geplanten Ende am Dienstag um 2 Uhr fortsetzen. Nach Angaben der Bahn lief der Ersatzverkehr am Samstag (04.09.2021) „planmäßig an“, jedoch wiederholte das Unternehmen seinen Ratschlag an Fahrgäste, Reisen wenn möglich zu verschieben. Über das Wochenende will die Bahn 30 Prozent der Züge im Fernverkehr anbieten, an den vergangenen Streiktagen waren es 25 Prozent. Im Nahverkehr sind rund 40 Prozent der Züge unterwegs.
Laut DB legten seit Beginn der jüngsten Streik-Welle am Mittwoch (01.09.2021) 6057 von insgesamt rund 19.700 DB-Lokführer:innen die Arbeit nieder. Mitarbeitende der Infrastrukturgesellschaften der Bahn seien hingegen „kaum“ in den Ausstand getreten. (tvd/dpa/AFP) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Rubriklistenbild: © Sebastian Willnow/dpa
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