Den Kampf gegen die sich auftürmende vierte „fulminante“ Corona-Welle (RKI-Chef Wieler) und für eine deutlich höhere Impfquote als bisher haben manche Politiker schon aufgegeben. Die Möglichkeiten, über die bisherigen rund 62 Prozent vollständig Geimpfter hinaus weitere Millionen Unentschlossene in den nächsten Wochen für den Leben und Gesundheit schützenden Piks zu gewinnen, seien „ausgereizt“, hat Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller jetzt resigniert festgestellt.
Er liegt zum Teil wohl richtig mit seiner bitteren Bilanz der fast zum Stillstand gekommenen Impfkampagne. An sachlicher Information und Aufklärung auf allen Kanälen zum Thema Impfen, in Talkshows und in sozialen Netzwerken hat es wahrlich nicht gefehlt. Aber die dort verbreiteten Argumente und die zur täglichen Routine gewordenen Impfappelle aus Politik und Wissenschaft haben nur jene erreicht, die sich ohnehin offen für den Nutzen der in Rekordzeit entwickelten Impfstoffe zeigten. Und jene fast 55 Millionen impfwilligen Bürger waren auch zumeist aktiv bereit, sich oft mühselig und zeitraubend um Termine in Impfzentren und Arztpraxen zu bemühen.
Doch was an entscheidender Stelle fehlt und andere Länder mit höheren Impfquoten vorgemacht haben, sind „einfache Gelegenheiten“ zum Impfen, wie Gesundheitsminister Jens Spahn selbstkritisch weniger als drei Wochen vor der Bundestagswahl eingesteht. Die vor Monaten angekündigten „niedrigschwelligen Impfangebote“ gerade für die nun von Infektionen besonders betroffenen jungen Leute sind immer noch rar und schlecht kommuniziert. Warum gibt es vor Supermärkten, in Fußgängerzonen und Shoppingmalls immer noch nicht flächendeckend Impfmobile?
Fraglich ist, ob sich dieses fatale Versäumnis nun allein mit der von Spahn verkündeten nationalen „Aktionswoche“ beheben lässt, um noch vor der Bundestagswahl die „Pandemie der Ungeimpften“ mit ambitionierten fünf Millionen Impfungen zu stoppen. Klug wäre es, wie in Hamburg mit dem 2-G-Modell Jüngeren zusätzlich noch einen ganz praktischen und lebensnahen Grund zur Impfung zu geben. In Restaurants, Kinos oder Clubs kommt nur rein, wer geimpft ist. Aber das wäre im Wahlkampf wohl zu viel Peitsche statt Zuckerbrot.
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