Search

Brandrede: RKI-Chef Lothar Wieler warnt in Talk mit Kretschmer vor „schlimmen“ Weihnachten - DIE WELT

Als Präsident des Robert-Koch-Instituts erklärt Lothar Wieler für gewöhnlich auf sachlich-ruhige Weise in Talkshows, Pressekonferenzen und ähnlichen Gesprächsrunden die aktuelle Pandemielage. Am Mittwochabend war eine emotionalere Seite des 60-Jährigen zu sehen. Wieler war zu Gast bei einer Online-Diskussionsveranstaltung mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). Und kam sofort zur Sache.

Zuvor in der Bundespressekonferenz habe er sich noch „etwas zurückhaltender“ ausgedrückt – klar sei aber, dass von den am Mittwochmorgen gemeldeten mehr als 52.000 Neuinfektionen dieses Tages etwa 400 Fälle tödlich verlaufen würden. Zu diesem Ergebnis kommt Wieler, weil die Rate von Meldungen zu Verstorbenen mittlerweile rund 0,8 Prozent betrage. Von 1000 Infizierten überlebten also acht die Krankheit nicht. „Das heißt, von diesen 52.000 (täglich Infizierten) dort werden – und da ist nichts mehr dran zu ändern – 400 etwa sterben.“

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Twitter
Um mit Inhalten aus Twitter und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung.

In diese Zahl ist dabei nicht einmal ein Faktor einberechnet, den Wieler zuvor angemahnt hatte: „Hinter diesen 52.000 verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele (neu Infizierte). Das müssen wir auch im Kopf haben.“

1200 Corona-Tote pro Tag

Nach seiner Rechnung könnten bei gleichbleibender Neuinfektionsrate demnach in einigen Wochen statt 400 bis zu 1200 Personen täglich an der Infektion mit dem Virus sterben.

Lesen Sie auch
Massenfeier am 11.11. auf der Partymeile Zülpicher Platz in Köln
Nach Karnevalsauftakt

„Was mir wichtig ist – das müssen alle, die jetzt zuhören, ganz klar begreifen: Daran gibt’s nichts mehr zu ändern. Wir können das nicht mehr ändern. Diese Menschen sind ja infiziert.“ Man könne mit verschärften Maßnahmen nur noch verhindern, dass sich die Zahlen auch weiterhin auf diesem Niveau bewegten. „Das ist ein Eimer Wasser, der ist ausgeschüttet, den kriegen Sie nicht mehr rein“, sagte Wieler.

Lesen Sie auch
Professor Reinhold Förster
Vierte Welle

„Ich hoffe, dass eben viel getan wird. Das hilft, dass zukünftig weniger da sind. Aber die alle – da sterben 400 von in den nächsten Wochen – Da kann keiner mehr was ändern. Mit bester medizinischer Versorgung nicht. Das Kind ist in den Brunnen gefallen (…). Wir können nur noch nach vorne gucken, dass wir hoffen, dass alles besser wird.“

„Sie sehen, die Prognosen sind superdüster. Sie sind richtig düster“

Lesen Sie auch
Sahra Wagenknecht von der Linkspartei
Sahra Wagenknecht

Auch die Lage in den Krankenhäusern wird laut Wieler immer schlimmer. „Wir waren noch nie so beunruhigt wie jetzt“, sagte der RKI-Chef. Die Zahl der schwer kranken Covid-Patienten steige, für Menschen mit Schlaganfall und andere Schwerkranke müsse mancherorts bis zu zwei Stunden nach einem freien Intensivbett gesucht werden. „Die Versorgung ist bereits in allen Bundesländern nicht mehr der Regel entsprechend.“ Und das werde noch zunehmen.

„Sie sehen, die Prognosen sind superdüster. Sie sind richtig düster“, sagte Wieler. „Es herrscht eine Notlage in unserem Land. Wer das nicht sieht, der macht einen sehr großen Fehler.“

Dabei habe das RKI frühzeitig sehr klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen und gewarnt, dass die vierte Welle alle bisherigen deutlich übertreffen könnte, wenn keine „bevölkerungsbezogenen Maßnahmen“ ergriffen würden und die Impfquote nicht deutlich steige. Tatsächlich seien die modellierten Szenarien nun eingetroffen.

Lesen Sie auch
Hausärzte warnen

Wieler warf der Politik schwere Fehler und Versäumnisse vor. „Wir haben zu schnell in zu vielen Bereichen geöffnet“, kritisierte er. „Clubs und Bars sind Hotspots, aus meiner Sicht müssen die geschlossen werden.“ Großveranstaltungen müssten abgesagt werden. In der Bevölkerung gebe es viel zu viele Kontakte, dabei wisse man schon aus der ersten Corona-Welle, dass Kontakteinschränkungen wirksam seien.

„Wir sind in einer Notlage“

Zugleich plädierte Wieler für die konsequente Durchsetzung von 2G-Regeln, also den Zutritt zu vielen Bereichen nur für Geimpfte und Genesene. „Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, die Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen“, sagte er. Um das Impf-Tempo zu erhöhen, sollte auch in Apotheken geimpft werden.

„Ich sag das jetzt mal ganz klar: Es muss jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen aufgrund von irgendwelchen Umständen nicht gestattet, zu impfen. Wir sind in einer Notlage“, betonte Wieler. „Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen. Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.“

Lesen Sie auch
"Die Impfung ist und bleibt bislang das Mittel, das mit Abstand am besten vor schweren Verläufen schützt", sagt Martin Scherer
Medikamente gegen Covid-19

Wieler forderte die Politik dazu auf, endlich zu handeln. „Wir müssen nicht ständig etwas Neues erfinden. Alle diese Konzepte und Rezepte sind vorhanden“, sagte er. „Das ist ne klare Sprache, aber ich kann nach 21 Monaten es auch schlichtweg nicht mehr ertragen, dass es nicht vielleicht erkannt wird, was ich unter anderem sage und auch viele andere Kolleginnen und Kollegen.“

„Werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht handeln“

Bremsen könne man das Infektionsgeschehen durch ein höheres Impf-Tempo. Auch in Apotheken sollten daher Spritzen gesetzt werden. „Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten“, sagte Wieler. Deshalb sei er ganz klar dafür, dass unter anderem Apotheker impfen sollten.

Lesen Sie auch
kombo prof reinhold förster booster impfung
Auffrischung

Die Booster-Impfungen seien umfänglich. „Je schneller geimpft wird, desto besser.“ Es brauche jedes niedrigschwellige Angebot, „sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff“.

Zugleich plädierte Wieler für die Durchsetzung der 2G-Regeln (geimpft und genesen): „Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, der Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen.“ Momentan laufe Deutschland auf eine „ernste Notlage“ zu. „Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht handeln.“

Adblock test (Why?)

Artikel von & Weiterlesen ( Brandrede: RKI-Chef Lothar Wieler warnt in Talk mit Kretschmer vor „schlimmen“ Weihnachten - DIE WELT )
https://ift.tt/3ns59Tv
Deutschland

Bagikan Berita Ini

0 Response to "Brandrede: RKI-Chef Lothar Wieler warnt in Talk mit Kretschmer vor „schlimmen“ Weihnachten - DIE WELT"

Post a Comment

Blogger news

Powered by Blogger.