Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen Ricarda Lang kritisiert Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock für den Gebrauch des N-Worts. „Dieses Wort sollte niemand von uns aussprechen, weil es Rassismus reproduziert und weil es Menschen verletzt“, sagte Lang am Dienstag dem „Spiegel“.
Annalena Baerbock hatte das rassistische „N-Wort“ in einem Interview mit dem Zentralrat der Juden selbst verwendet, als sie von einem Fall aus ihrem Bekanntenkreis berichtete. Ein Schüler habe sich geweigert, ein Arbeitsblatt zu bearbeiten, auf dem das N-Wort stehe. Im Nachhinein entschuldigte sich Baerbock dafür, dass sie bei der Beschreibung des Vorfalls nicht vom „N-Wort“ gesprochen, sondern den rassistischen Begriff als solchen genannt habe. „Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das N-Wort zitiert und damit selbst reproduziert“, schrieb Baerbock am Sonntag auf Twitter. „Das war falsch und das tut mir leid.“
Sie wisse um den rassistischen Ursprung des Wortes und um die Verletzungen, die schwarze Menschen unter anderem durch diesen Begriff erfahren, hatte die Grünen-Vorsitzende weiter geschrieben.
Ricarda Lang kritisierte auch den Umgang mit Fehlern: „Wir leben in einem Land mit relativ schlechter Fehlerkultur.“ Nach erneuten Plagiatsvorwürfen gegen Annalena Baerbock forderte Lang eine Überarbeitung der Quellen. „Sie hat gesagt, dass sie da noch nachlegen wird, was die Quellenangaben angeht. Das ist für mich das, was ich erwarte von einer Kandidatin.“
Die 27-Jährige betonte jedoch, dass Baerbock die richtige Kandidatin für die Grünen sei. Mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst fordert sie von ihrer eigenen Partei: „Die Chancen sind immer noch da, wir müssen jetzt aber härter arbeiten, um sie auch wirklich nutzbar zu machen.“
Prien: Baerbock Angaben zu Vorfall in Schule machen
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat Annalena Baerbock aufgefordert, nähere Angaben zu dem von ihr beschriebenen Rassismus-Fall im Schulunterricht zu machen. „Frau Baerbock sollte klar sagen, in welcher Schule in ihrem Umfeld dieser Vorfall war und wie Schulleitung und Schulaufsicht damit umgegangen sind“, sagte Prien der „Bild“ vom Dienstag.
Prien sagte zu dem von Baerbock genannten Vorfall, der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus sei an Schulen eine zentrale Aufgabe. Wo Vorfälle bekannt würden, handelten die Kultusministerien und Schulämter konsequent. Allerdings sei eine einzelne Anekdote „nicht geeignet, eine pauschale Einschätzung der Situation an unseren Schulen zu fällen“, so die CDU-Politikerin. Das sei ein „Schlag ins Gesicht“ für hunderttausende Lehrkräfte, die sich tagtäglich in ihren Schulen gegen Rassismus engagierten.
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