Nach den verehrenden Unwettern in NRW und Rheinland-Pfalz sichert Kanzlerin Merkel den Menschen vor Ort die Hilfe des Bundes zu. Unions-Kanzlerkandidat Laschet kündigt unterdessen an, den Wahlkampf erst einmal ruhen zu lassen. Wie auch mehrere Grünen-Politiker zieht er direkte Parallelen zum Klimawandel.
Die Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands löst in der Bundespolitik Bestürzung aus und sorgt für eine Pause im Wahlkampf. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich am Rande ihres Besuchs in den USA erschüttert über die vielen Opfer und kündigte Hilfen des Bundes für die Hochwassergebiete an. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet und mehrere Grünen-Politiker stellten die Extremwetterlage in einen Zusammenhang mit dem Klimawandel - und forderten verstärkten Klimaschutz. Wo der Bund helfen könne, "werden wir das tun", sagte Merkel in einem kurzfristig anberaumten Pressestatement in Washington. Derzeit stehe noch die "akute Situation im Fokus" - die Bundesregierung werde aber bald darüber beraten, wie sie die "Aufbauarbeiten" unterstützen könne.
Die Kanzlerin zeigte sich erschüttert über die vielen Toten. "Noch wissen wir die Zahl nicht, aber es werden viele sein", sagte sie. "Es sind so viele, um die wir noch bangen müssen." Sie fügte hinzu: "Friedliche Orte durchleben in diesen Stunden eine Katastrophe, man kann sagen eine Tragödie." Unions-Kanzlerkandidat Laschet kündigte derweil an, sich nun zunächst aus den politischen Auseinandersetzungen im Bundestagswahlkampf herauszuhalten. "Alle diese parteipolitischen Fragen müssen zurückstehen, wenn eine solche Krise eintritt", sagte er bei einem Besuch im Überschwemmungsgebiet in der Stadt Hagen. "Das Wichtigste ist, jetzt zu helfen." Laschet forderte eine schnellere Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Die Häufung von Starkregen- und Hitzeepisoden sei "verbunden mit dem Klimawandel", sagte er. "Das bedeutet, dass wir bei den Maßnahmen zum Klimaschutz mehr Tempo brauchen - europäisch, bundesweit, weltweit."
AfD spricht von "Klimapropaganda"
Auch Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt wertete die schweren Unwetter als ein Alarmzeichen für den Klimawandel. "Das sind schon Auswirkungen der Klimakatastrophe", sagte sie RTL und n-tv. Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock zeigte sich erschüttert über das zerstörerische Ausmaß der Überschwemmungen und forderte schnelle Hilfen für die Betroffenen. Nach Angaben eines Grünen-Sprechers informieren sich Baerbock und der Ko-Parteivorsitzende Robert Habeck laufend über die Situation vor Ort. Baerbock kehrte zudem früher aus ihrem Urlaub zurück.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz wollte noch am heutigen Donnerstag in die Hochwasserregionen reisen. Er betonte: "Die Menschen im Katastrophengebiet sind in Not, die Schäden sind immens. Da muss der Bund mit anpacken." Von der AfD kam scharfe Kritik an den klimapolitischen Äußerungen aus anderen Parteien. "Der Respekt vor den Betroffenen verbietet eine Vereinnahmung dieser Katastrophe für die Klimapropaganda", schrieb Bundestags-Fraktionschefin Alice Weidel auf Twitter. Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow forderte einen Hilfsfonds für die Betroffenen. "Bund, Länder und Kommunen müssen jetzt alle Anstrengungen unternehmen, den Betroffenen schnell und unkompliziert alles Nötige an Unterstützung zu geben", erklärte sie.
Premier Johnson bietet Unterstützung bei Rettungsarbeiten an
FDP-Chef Christian Lindner wurde in NRW selbst Zeuge der Unwetter. "Gäste meiner Veranstaltungen müssen wegen Überflutungen heim, Bäume stürzen auf Straßen, Sirenen heulen", schrieb er auf Twitter. "Vielen Dank für den Dienst an alle, die jetzt Menschen in Not helfen!" Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich bestürzt über die Folgen der Katastrophe. "Mein tiefes Mitgefühl gilt den Verstorbenen und ihren Angehörigen", erklärte er. "In Gedanken bin ich bei den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die in Not sind, die ihr Hab und Gut und manche von ihnen auch ihr Dach über dem Kopf verloren haben."
Der britische Premierminister Boris Johnson bot den Hochwassergebieten in Westeuropa Hilfe an. "Es ist schockierend, die verheerenden Überschwemmungen in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und Belgien zu sehen", twitterte Johnson. "Das Vereinigte Königreich ist bereit, jede benötigte Unterstützung bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten zu leisten." Seine Gedanken seien bei den Familien der Opfer und allen Betroffenen.
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