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„Hart aber fair“ (ARD): Philosophin vergleicht Corona-Impfung mit Motorradfahren - fr.de

  • Teresa Vena

    VonTeresa Vena

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Die Corona-Lage in Deutschland wird immer dramatischer, weshalb die Gäste bei „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg über Impfzwang diskutieren.

Köln - Auf der Ebene des Bundes und der Bundesländer stehen diese Woche Entscheidungen bevor, die eine Anpassung und möglicherweise Verschärfung der Corona-Regeln betreffen. Meldungen aus den Verhandlungen der Ampelkoalition sorgen aktuell für Verwirrung, da die Aussagen einzelner politischer Vertreter:innen regelmäßig relativiert oder zurückgenommen werden.

Die Diskussionen kreisen um eine Ausweitung einer 3G-Regelung oder 2G-Regelung auf alle gesellschaftlichen Bereiche wie den öffentlichen Verkehr. Doch am meisten Sprengkraft besitzt die Frage, ob eine Corona-Impfpflicht für alle oder auch hier für bestimmte beruflichen Sektoren wie das Gesundheitswesen eingeführt werden soll.

„Hart aber fair“ (ARD) mit Frank Plasberg: kein Mangel an starken meinungen zu Corona

Mit dem Satz „An starken Meinungen mangelt es nicht“, leitete Frank Plasberg seine aktuelle Sendung „Hart aber fair“ vom 15. November 2021 auf ARD ein. Und damit sollte er Recht behalten, denn keiner seiner Gäste rückte im Laufe des Abend von seiner Position ab oder wich dem relativ hitzigen Wortgefecht aus. Eingeladen waren die Philosophin und Chefredakteurin von „Philosophie Magazin“ Svenja Flaßpöhler, die Notärztin und Pandemiebeautragte des Kreises Tübingen Dr. Lisa Federle, der Journalist Georg Mascolo und der Immunologe vom Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund Prof. Dr. Carsten Watzl. Aus Hannover zugeschaltet war zudem der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen und SPD-Politiker Stephan Weil.

Gäste bei Hart aber fair
Stephan Weil Ministerpräsident Niedersachsen, SPD
Georg Mascolo Journalist, Süddeutsche Zeitung
Lisa Federle Notärztin und Pandemiebeauftragte
Svenja Flaßpöhler Philosophin, Chefredakteurin Philosophie Magazin
Carsten Watzl Immunologe, TU Dortmund

Alles drehte sich um die Frage, ob die Einführung einer Impfpflicht sinnig oder unsinnig sei. Federle gab sich wenig verständnisvoll für die Argumente der Impfgegner. Oft falle vor allem das Wort „Freiheit“, wenn Menschen sich gegen das Impfen aussprächen. Doch Freiheit bringe auch Verantwortung mit sich. Konkret zeigten sich die aktuellen Probleme beispielsweise darin, dass angesichts der erhöhten Infektionszahlen Patienten jenseits von Corona wichtige Behandlungsmaßnahmen entgehen würden.

Es herrsche Mangel an Notärzten, und es würden wichtige Vorsorgeuntersuchungen hinausgeschoben. Für die Folgen, die daraus entstünden, seien mehr oder weniger direkt auch Menschen verantwortlich zu machen, die sich nicht impfen liessen und damit nicht dazu betrügen, die Infektionszahlen unter Kontrolle zu bekommen.

„Hart aber fair“ (ARD): Ungeimpfte gefährden die Corona-Geimpften

Auf die gleiche Schlussfolgerung liefen auch die Ausführungen von Stephan Weil in „Hart aber fair“ (ARD) hinaus. Aktuell sei es so, dass die 20% der Erwachsenen, die sich wehrten, geimpft zu werden, über die restlichen 80% der Gesellschaft bestimmten. Sie gefährdeten diejenigen, die alles gemacht hätten, was möglich sei, um sich zu schützen. Um die Geimpften zu schützen, müsse man die Ungeimpften einschränken. Indem man die Möglichkeiten der Ungeimpften einschränke, also dass sie sich beispielsweise frei bewegen oder gewisse Angebote in Anspruch nehmen könnten, erhöhe man ihren täglichen Leistungsaufwand.

Damit, hofft Weil, würden diese dann endlich merken, dass ihr „Verhalten nicht in Ordnung“ sei. Deswegen befürwortet Weil insbesondere schärfere Maßnahmen wie die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Verkehr. Eine Impfpflicht erachtet er allerdings als schwierig durchzusetzen, denn sie müsste verfassungsrechtlich langwierig geprüft werden.

Nach Meinung des Journalisten Georg Mascolo sei es ein massiver Fehler der Politik gewesen, eine Impfpflicht rhetorisch seit Beginn der Pandemie als Maßnahme auszuschließen. Dies habe die Haltung vieler Menschen verschärft. Selbst glaubt er, dass die Einführung einer Impfpflicht so lange wie möglich vermieden werden sollte, denn diese werde als übergriffiges Verhalten vom Staat auf den Menschen empfunden.

Ausschließen der Corona-Impflicht durch die Politik ein Fehler, heißt es bei „Hart aber fair“ (ARD)

Bereits der Beschluss, im 19. Jahrhundert eine Impfpflicht in Bezug auf Pocken zu erlassen, sei ein großer Schritt gewesen, erklärte Mascolo. Die Impfskepsis sei immer weiter bestehen geblieben und habe in den letzten Jahren sogar zugenommen. Dies obwohl Impfungen immer sicherer geworden seien, warf der Immunologe Watzl ein.

Watzl bestätigte bei „Hart aber fair“, dass sehr viele Menschen sehr große Angst vor der Impfung hätten. In den meisten Fällen liege es daran, dass sie falschen Gerüchten über mögliche Gesundheitsschäden glaubten. Vieles, was in den sozialen Medien über Langzeitfolgen stehe, sei unwahr. Es herrsche viel Verunsicherung. Doch mit einer Impfung, das stellte er ausdrücklich fest, sei man sicherer. „Das Risiko für Ungeimpfte, auf die Intensivstation zu kommen, ist 10-mal so groß wie für Geimpfte“, war dann auch einer der Schlüsselsätze bei „Hart aber Fair“.

Die Sendung

„Hart aber fair“ vom 15. November können Sie in der ARD-Mediathek nachschauen.

Die Risikoabwägung müsse jeder für sich treffen, warf die Philosophin Svenja Flaßpöhler ein. Es sei unrecht, Impfgegner zu kriminalisieren, wie das aktuell der Fall sei. Es sei falsch, alle Impfgegner als Gruppe für dumm zu erklären, nur weil sie sich nicht bevormunden lassen wollten. Politisches Versagen werde auf sie übertragen, und man spreche ihnen das Recht auf Selbstbestimmung ab. Die Krankheit betreffe nicht jeden gleich, und deswegen müsse man wählen dürfen, welchen Nutzen eine Corona-Impfung einem persönlich bringe, meinte Flaßpöhler weiter. Sie führte als Beispiele an, dass dem Menschen auch in anderen Bereichen die Selbstverantwortung überlassen werde, wie beim Motorradfahren, das gefährlich sein kann, oder gar beim Rauchen.

Corona: Philosophin Flaßpöhler fordert Selbstverantwortung bei „Hart aber fair“ (ARD)

Doch mit diesem Vergleich stiess sie nur auf wenig Zustimmung von Seiten der Anwesenden und geriet ins Kreuzfeuer. Federle, die Flaßpöhler Bagatellisierung des Themas vorwarf, sowie Weil machten darauf aufmerksam, dass immer auch das Ausmaß der Gefährdung eines Dritten zu bedenken sei. Abgesehen davon, dass man im Fall vom Rauchen ja durchaus Verbote erlassen habe, um andere Menschen vor den Schäden durch Nikotineinflüsse zu schätzen, wie Federle bemerkte, sei Corona eben – noch – keine Privatsache.

Watzl erklärte dazu, dass eine Impfung gegen Corona vielleicht in zwei bis drei Jahren eine Privatsache sein werde, nämlich dann, wenn sich zwar immer noch Menschen anstecken und sterben würden, während die Krankheit als Pandemie besiegt wäre, doch aktuell gehe es darum, dass sich nicht alle gleichzeitig infizierten und damit das System überforderten.

Eine Impfpflicht befürwortet Watzl für das Personal im Gesundheitswesen. Darüber hinaus werde es wohl, wie auch Weil argumentierte, auf einen Lockdown für Ungeimpfte hinauslaufen, wie das faktisch in Österreich oder Frankreich bereits der Fall ist. Federle fügte hinzu, dass die deutsche Politik endlich handeln solle, bisher habe man nur Zeit verschwendet mit unendlichen Diskussionen. (Teresa Vena)

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